Kirmes / Hahneköppe
Geschichte:
Kirchweih ist ursprünglich ein heidnisches Fruchtbarkeits- oder Erntedankfest,
das später von der katholischen Kirche adaptiert und mit einem neuen Sinn
versehen wurde. Im Mittelalter wurde Kirchweih als religiöses Fest anlässlich
der Weihe einer christlichen Kirche gefeiert.
Heute spielt der religiöse Kontext oft eine untergeordnete Rolle. Wegen der
einseits weiten Verbreitung der Kirchweih als auch ihrer jeweiligen lokalen
Besonderheiten haben sich in den regionalen Dialekten verschiedene
Bezeichnungen für die Kirchweih eingebürgert, z.B. Kirmes (aus "Kirchmesse").
Heute:
Heutzutage wird das Kirmesfest am Samstag von den Junggesellen mit der traditionellen Ausgrabung des Kirmes-Knochens begonnen.
Nach der Kirmesmesse in der Pfarrkirche Vussem führt der Musikverein Vussem,die freiwillige Feuerwehr und der Junggesellenverein eine Prozession Richtung Kapelle an. Vorher wird jedoch dem Ortsvorsteher ein Besuch abgestattet. Auch der letztjährige, noch amtierende Hahnenkönig wird eingesammelt, um die weitere Prozession anzuführen.
Danach wird der, von den Junggesellen gebaute, Kirmes Pitter an der Kapelle abgeholt und der Kirmes-Knochen ausgegraben. Die Prozession endet nun im Festsaal.
Am darauffolgenen Tag trägt der Junggesellenverein traditionsgemäß das Hahneköppe aus.
Erwähnenswert ist auch ein Kommentar der Kirche aus dem Jahre 1980:
"Kirmes in Vussem"
Das Wort "Kirmes" ist entstanden aus der älteren Bezeichnung "Kirchmes" und bedeutet nichts anderes als "Kirchweih"-Fest.
Daher wird die Kirmes auf natürliche Weise an dem Fest des Heiligen gefeiert, dem die Pfarrkirche geweiht ist. Kirmes ist also in seiner Begründung ein rein kirchliches Fest. Es ist ein Freuden- und Dankfest für die ganze Pfarrgemeinde.Daher wäre es folgerichtig, wenn in unserer Gemeinde also Vussem und Breitenbenden - Kirmes nach dem Fest der hl. Margaretha gefeiert würde.
Unser jetziger Kirmestermin liegt im Fest des hl. Lambertus begründet (18. Sept.), weil nämlich früher Vussem und Breitenbenden zur Pfarrkirche St. Lambertus in Holzheim gehörten.
Mit der Loslösung von Vussem und Breitenbenden von Holzheim und der Neugründung unserer Pfarre St. Margareta ist eigentlich unser jetziger Kirmestermin überholt. Aber dieser Hintergrund ist den meisten, die ausgiebig Kirmes feiern, völlig unbekannt.
Leider hat sich die Kirmes heute so weit verweltlicht, daß sie ohne diesen kirchlichen Hintergrund ein Eigenleben führt. Wo früher aus der Kirche die Fahne hing, wo der Wirt in das Speicherfenster den Besen steckte, um anzuzeigen, daß reichlich Bier und Wein vorhanden war, da wird heute mit einem Wust an Drumherum und mit dem Lärm des Karussells das Fest ohrenbetäubend beschrien. Früher kam zu diesem Festtage die entfernte Verwandtschaft ins Dorf und wurde entsprechend bewirtet. Heute trifft man sich auf dem Kirmesplatz oder in der Wirtschaft und das Fest wird zum Konsum von viel Musik, von viel Cola, viel Alkohol und Nikotin, so daß es für manche zu einer körperlichen Strapaze wird. Man mag sagen, was man will, aber dann findet das eigentliche Fest nicht mehr statt, mag es auch noch so hoch hergehen. Nicht daß gefeiert wird ist bedauernswert, sondern daß bei fast allen Feiern der Sinn verlorengegangen ist, gibt zu denken."